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Wenn die Förderung ausläuft

Geschäftsmodelle –
Das Auslaufen der Vergütung für Photovoltaik-Anlagen kann eine Chance für Stadtwerke sein

»Die Erfahrungen von Anlagenbetreibern und verschiedene Untersuchungen belegen, dass der jährliche Leistungsverlust eines Solardaches bei etwa 0,5 Prozent liegt. Hochgerechnet auf 20 Jahre sind das gerade einmal knapp zehn Prozent«, berichtet Adam Wolf, Innovationsmanager bei K.LAB, einem Tochterunternehmen der K.GROUP, das in Kooperation mit neun Stadtwerken Produktinnovationen für kommunale Versorger entwickelt.

Es deute daher alles darauf hin, dass die Kollektoren noch viele weitere Jahre Strom erzeugen werden. »Ohne die Förderung werden jetzt die meisten Hauseigentümer umsteigen und den Strom nicht mehr einspeisen, sondern selber verbrauchen wollen. Mit Hilfe eines Speichers kann die erzeugte Energie sogar zu mehr als 50 Prozent selbst verbraucht werden«, so Wolf weiter.

Bei einem typischen Einfamilienhaus mit einem Jahresverbrauch von 3500 kWh und einer Drei-kWp-PV-Anlage sind das rund 2000 kWh, die einem Stadtwerk jährlich an Absatzmenge wegbrechen. Die Entwicklung kostet aber nicht nur Absatzmenge, sondern bietet auch Chancen für neue Geschäftsmodelle. Die Auswirkungen durch das Auslaufen derFörderung sind in den ersten Jahren jedoch überschaubar. 2021 werden rund 18 500 Anlagen mit etwa 37 MW Spitzenleistung keine Vergütung mehr erhalten.

Allerdings zieht die Entwicklung danach stark an. Ab 2026 sind es jährlich Erzeugungsleistungen zwischen 900 MW und acht GW (2032), die aus der Förderung fallen und dann überwiegend in den Eigenverbrauch wechseln dürften. Ein Trend, der noch dadurch verstärkt wird, dass die Investitionskosten für Speicher- und Anlagenkomponenten aufgrund von Skaleneffekten und Fertigungsvorteilen weiter sinken werden.

Kundenkommunikation verbessern – Mit Blick auf die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle hat K.LAB viele Gespräche geführt und Handlungsoptionen für Stadtwerke erarbeitet. »Wir haben festgestellt, dass vielfach immer noch kein intensiver Austausch mit den Kunden stattfindet. Versorger sollten dies nach unseren Erfahrungen forcieren, genau hinhören und auf die Bedürfnisse der Solaranlagen-Betreiber zugeschnittene Produkte entwickeln.

Und man sollte das Thema rechtzeitig angehen, nicht erst, wenn die Kunden nachfragen«, empfiehlt der Innovationsmanager. Erste konkrete Konzepte haben die Münchner bereits erstellt, möchten die-se aber mit Blick auf die Wettbewerbslage nicht im Detail präsentieren.

Immerhin deuten die Experten an, in welche Richtung der Zug fahren kann. Der Ansatz sollte sein, dass Solardacheigentümer so viel wie möglich von ihrem selbst erzeugten Strom profitieren. Dazu gehörten neben Speicherangeboten auch prosumerfreundliche Mehrwertdienstleistungen, die auf eine zunehmend positive Resonanz im Markt stießen.

So könnte die Garantie, dass überschüssiger Strom direkt in der Region wiederverwendet wird, ein Baustein für die neuen Produkte sein. Für K.LAB steht fest: »Mit maßgeschneiderten Produkten wird es kundenorientiert denkenden Stadtwerken gelingen, Absatzverluste abzufangen. Es kommt vor allem darauf an, rechtzeitig mit neuen, intelligenten Angeboten der Schritt für Schritt auslaufenden Photovoltaikförderung gegenzusteuern.«

Gerd Lengsdorf


ZfK Zeitung für kommunale Wirtschaft
Ausgabe 01/2018, Seite 17