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Netzausbau für grüne Gase

GASNETZ. Die Fernleitungsnetzbetreiber wollen ihren nächsten Netzentwicklungsplan Gas erstmals auf die erwartete Nutzung von erneuerbarem Wasserstoff zuschneiden.

Das Gasnetz in Deutschland soll bis 2030 fit gemacht werden für die Aufnahme größerer Mengen klimaneutralen Wasserstoffs. Ziel sei sicherzustellen, dass 2030 bis zu 20 % Wasserstoff dem Erdgas beigemischt und im Gasnetz transportiert werden könnten, erklärte Ralph Bahke, Vorstandsvorsitzender der Vereinigung der Fernleitungsnetzbetreiber (FNB Gas) bei der Vorstellung Szenariorahmen zum Netzentwicklungsplan Gas für den Zeitraum 2020 bis 2030. Bislang dürfen dem Erdgas nicht einmal 10 % Wasserstoff beigemischt werden, weil Teile des Netzes nicht mehr vertragen.Das Thema Grüne Gase – dazu zählen neben Wasserstoff auch Biomethan und synthetisches Methan – soll deshalb bei der Erstellung des nächsten Netzentwicklungsplans (NEP) eine wichtige Rolle spielen. Denn „ohne die Verwendung grüner Gase im zukünftigen Energiesystem ist eine Dekarbonisierung der Sektoren Industrie, Verkehr und Gebäude nicht effizient möglich“, ist sich Bahke sicher.

Um zu erfassen, welche Mengen an grünen Gasen zu erwarten sind, hatten die FNB im Frühjahr in Vorbereitung des Szenariorahmens eine Marktpartnerabfrage gestartet. Dabei wurden bis Mitte Juni 22 Grüngasprojekte gemeldet; die meisten davon Power-to-Gas-Anlagen (PtG) zur Produktion von grünem Wasserstoff oder synthetischem Methan aus erneuerbarem Strom. Die Abfrage läuft noch bis 12. Juli.

Die Netzbetreiber gehen davon aus, dass bis 2025 eine installierte PtG-Leistung von insgesamt 1 500 MW möglich ist. Bis 2030 könnten es 7 500 MW sein. Wahrscheinliche Standorte für PtG-Anlagen haben die Netzbetreiber in einer aktuellen Studie der Forschungsgesellschaft für Energiewirtschaft (FfE) untersuchen lassen.

Auswirkungen der Marktgebietszusammenlegung einbeziehen

Ein weiterer wichtiger Einflussfaktor bei der Netzentwicklungsplanung wird die zum 1. Oktober 2021 vorgesehene Zusammenlegung der beiden deutschen Gasmarktgebiete Gaspool und Netconnect Germany sein. Hauptziel dabei sei, das aktuelle Kapazitätsniveau in den beiden bisherigen Marktgebieten auch in einem gemeinsamen deutschen Marktgebiet zu erhalten, erklärte Bahke.

„Hier diskutieren wir derzeit eine Reihe von Modellen und Maßnahmen mit dem Markt und der Bundesnetzagentur.“ Die Netzbetreiber haben dafür einen Vorschlag für „marktbasierte Instrumente“ in den Szenariorahmen eingearbeitet und wollen so einen Netzausbau speziell für die Marktgebietszusammenlegung vermeiden.

Berücksichtigung in der aktuellen Netzausbauplanung Gas finden auch der beabsichtigte Kohleausstieg und die Planungen für zwei LNG-Terminals in Brunsbüttel und Wilhelmshaven.

Der Szenariorahmen bezieht neben wichtigen Eingangsgrößen wie dem zu erwartenden Gasbedarf und der Entwicklung des Gasaufkommens auch den Gasaustausch mit Nachbarländern und Aspekte der Versorgungssicherheit mit ein. Die Konsultationsfrist und die Möglichkeit zur Stellungnahme endet am 12. Juli. Danach muss der Szenariorahmen von der Bundesnetzagentur genehmigt werden, ehe die Arbeit am Netzentwicklungsplan Gas weitergeht.

 

// Artikel von Herrn Peter Focht, Energie & Management Verlagsgesellschaft mbH