english

DVGW will Quote für Power-to-Gas

Ohne grüne Gase wird die Energiewende nicht gelingen, sagt der DVGW und fordert finanzielle Hilfen für deren Produktion.

Die Gaswirtschaft und ihr technischer Fachverband DVGW setzen weiter auf so genannte grüne Gase als Ergänzung zum erneuerbaren Strom. „Der Einsatz signifikanter Mengen an klimaneutralen Gasen ist unverzichtbar, wenn Deutschland seinen CO2-Ausstoß analog seiner Klimaschutzziele volkswirtschaftlich optimiert reduzieren will“, ist sich Gerald Linke, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfachs (DVGW), sicher. Die gesetzliche Verankerung eines Zieles für grüne Gase im Energiesystem wäre sinnvoll, meint er.


Unter grünen Gasen versteht der Verband zum einen Biomethan, das aus Biomasse, Deponie-, Klär- und Grubengas erzeugt wird, vor allem aber Wasserstoff und synthetisches Methan aus Power-to-Gas-Anlagen.

Die Energiewende brauche nicht nur Elektronen, sondern auch Moleküle, begründet Linke seine Forderung nach grünen Gasen. Bedarf dafür sieht er beispielsweise in der chemischen Industrie, die auch künftig auf chemische Energieträger angewiesen sei, und im Verkehr. Der Aufbau von Power-to-Gas-Kapazitäten müsse so bald wie möglich starten.

Dass Power-to-Gas (PtG) grundsätzlich funktioniert, wurde in den letzten Jahren mit einer Reihe von Pilotanlagen gezeigt. Problem dabei: Der per Elektrolyse produzierte Wasserstoff und das daraus gewonnene Methan kosten derzeit um ein Vielfaches mehr als Erdgas, das langfristig verdrängt werden müsste, um die Klimaschutzziele zu erreichen.

Mit welchen Instrumenten PtG und grüne Gase dennoch nach und nach in ein erneuerbares Energiesystem integriert werden könnten, hat der DVGW seit Sommer 2017 von mehreren seiner Forschungsinstitute, der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) in Regensburg und der Anwaltskanzlei Becker Büttner Held im Projekt Smaragd untersuchen lassen.

Michael Sterner, Professor an der OTH, nutzte die Vorstellung der Projektergebnisse in Berlin noch einmal dazu, die Pluspunkte von Power-to-Gas hervorzuheben. Es sei der „kostengünstigste Stromspeicher“ und in Kombination mit Wind- und Solarstrom die „effektivste Lösung“ für die Energiewende. Mit PtG könne eine Reduzierung der CO2-Emissionen um 95 % bis 2050 erreicht werden.

Um die Technik in das Energiesystem zu bringen, seien jedoch Anpassungen des Ordnungsrahmens und gezielte Förderinstrumente nötig. Sterner und der DVGW plädieren für eine verpflichtende Quote für erneuerbare Gase in der Gasversorgung. Eine Quote sei ein „sinnvolles Instrument“, sagte Sterner.

Grüne Gase zügig ins Energiesystem bringen

Ferner sei eine Befreiung der PtG-Anlagen von Steuern, Abgaben und Umlagen auf den für die Elektrolyse genutzten erneuerbaren Strom erforderlich. Der DVGW befürwortet dabei „eine zeitlich begrenzte, moderate Reduzierung“. Ab dem Jahr 2030 würden damit große PtG-Anlagen „wirtschaftlich operieren können“, so die Prognose der Smaragd-Experten. Die Förderung könne bereits ab 2030 wieder abgebaut werden. Ein CO2-Preis reicht dagegen nicht dafür aus, PTG ins System zu bringen. Er verspreche „keinen vergleichbar hohen Effekt“, so der DVGW.

Neben der Unterstützung von PtG fordert der Verband auch eine Förderung der Umrüstung von Biogasanlagen auf die Produktion von Biomethan.

Skeptisch gegenüber den Erwartungen im Hinblick auf die absehbar erreichbare Wirtschaftlichkeit von PtG, äußerte sich Felix Matthes, Energie- und Klimaexperte des Öko-Instituts. Er glaube zwar, dass chemische Energieträger gebraucht würden und sei der Meinung, dass die „Elektrolyse eine Schlüsseltechnologie der Energiewende“ sein werde.

Matthes zweifelt jedoch daran, dass die Kostenreduktionsziele für PtG im angestrebten Zeitraum zu erreichen sind. Die Kosten der Elektrolyse runterzukriegen sei „kein Selbstläufer“, sagte er. Außerdem warnte er die Gaswirtschaft davor, „Inseln für Spezialtechnologien“ zu schaffen und PtG zu sehr in „einem Ghetto der Gleichgesinnten“ zu behandeln.

Ob es politische Unterstützung für die stärkere Einführung grüner Gase geben wird, bleibt ungewiss. Der Abgeordnete Carsten Müller (CDU), Mitglied im Wirtschafts- und Energieausschusses des Bundestags, ließ bei der DVGW-Veranstaltung zwar erkennen, dass er PtG und grüne Gase als Option für die künftige Energieversorgung sieht. Er wollte sich aber nicht festlegen, ob es in dieser Legislaturperiode zu Änderungen an den Rahmenbedingungen kommen könnte. Zu den Forderungen nach einer Quote für erneuerbare Gase meinte Müller, er sei zwar „kein Freund von Quoten“, wolle eine solche Lösung aber nicht pauschal verwerfen.

//Ursprünglicher Artikel von Herrn Peter Focht, Energie & Management Verlagsgesellschaft mbH